Die Hütte in den Seetaler Alpen

Das Gebiet der Seetaler Alpen war seit Jahrhunderten Erholungslandschaft,
aber auch wirtschaftliches Nutzgebiet für die Bevölkerung der Region.
Vor dem ersten Weltkrieg wurden Teile davon zusätzlich als
militärisches Übunsgebiet verwendet,
bis schließlich ab ca.1925 regelmäßige Schießübungen stattfanden und
ab ca.1935 ein regulärer Truppenübungsplatz (TÜPL) enstand.
Bis heute ist es möglich, diesen verschiedenen Interessen unter
gegenseitiger Rücksichtnahme aufeinander abzustimmen.
Unter dem Obmann Lorenz Unterberger wurde schließlich 1924
die "Grubhoferhütte" am großen
Winterleitensee erworben und unter mühevoller Materialbeschaffung
und mit freiwilliger Arbeit umgebaut.
Am 20 September 1925 fand die Eröffnung der ersten Winterleitenhütte statt.
Sie ermöglichte Nächtigungen und Selbstversorgung für 30 Personen.
Doch am Karfreitag 1931 vernichtete ein durch Überhitzung entstandener Brand die Hütte.
Mit Idealismus und Tatendrang wurde bereits am Karsamstag
die Errichtung einer neuen Hütte beschlossen.
Zu Pfingsten begann der Umbau unter der Leitung der
Baufirma Felice und mit freiwilligen Helfern
der Bau der zweiten Naturfreundehütte als wichtiger Wanderstützpunkt
beim "Kleinen Winterleitensee".
Am 10 Juli 1932 wurde die Eröffnung der zweiten Winterleitenhütte gefeiert.
Sie war an Wochenenden und Feiertagen bewirtschaftet

Die politische Situation in Österreich - die Ausschaltung des Parlaments im Jahre 1933
und damit die Aufhebung der Demokratie durch die Regierung Dollfuß sowie die Errichtung eines konservativen
Ständestaates- betraf auch die Naturfreunde in
Judenburg: Am 21 Februar wurde über behördlichen
Auftrag die Winterleitenhütte der aufgelösten "Naturfreunde" behördlich gesperrt.
Ende Februar 1934 wurde schließlich die „verwaiste Winterleitenhütte“
in die Verwaltung des „vollständig unpolitischen“
Österreichischen Touristenclubs übergeben.
Mit dem Einmarsch Hitlers in Österreich und den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich
wurde die Hütte der Naturfreunde vom „Deutschen Jugendherbergswerk“ übernommen.
1940 wurde von der Großdeutschen Wehrmacht gekauft und mit einem Gastbetrieb ausgestattet .
Die Straße von der Schmelz zur Winterleitenhütte wurde unter
anderem mit der Hilfe von Kriegsgefangenen ausgebaut.
Schließlich wurde in den Jahren 1949/41 auch eine 4,3 km langen Materialseilbahn von Strettweg
über die Zwischenstation beim Reiterbauer bis zur Schmelz („Kopfstation“)
über einen Höhenunterschied von 860 m errichtet.
Sie wurde 1954 eingestellt und 1964 demontiert.

 

Ein Monat nach dem Ende des Dritten Reiches und der Beendigung des 2.Weltkrieges gab
Bürgermeister Stoll dem alten Naturfreundeausschuss bekannt,
dass die Winterleitenhütte ihren Erbauern
zur Benützung zur Verfügung stünde.
Der Verein selbst nahm nach elfjähriger Zwangspause seine Tätigkeit wieder auf,
und bei der ersten Jahreshauptversammlung am 6.Jänner 1946 wurde der neue Ausschuss gewählt.
Neben der Bildung einer Wintersport- und Wandersektion sowie eines Bergrettungsdienstes galt
die Hauptsorge den Instandsetzungsarbeiten an der durch die Kriegsereignisse
stark in Mitleidenschaft genommenen Winterleitenhütte.
Obmann Josef Schlager appellierte an die Vereinsmitglieder um Mithilfe auch bei
der Spende von Essgeschirr , Kochtöpfen und Bestecken.
Außerdem muss der Verein an die alliierten Treuhandverwaltung des
Seetalgebietes eine Inkorporationsgebühr (Einverleibungsgebühr) entrichten.
1946 konnte durch Intervention der Landesleitung
beim englischen Sportoffizier die Besetzung bzw.
Beschlagnahme der Hütte verhindert werden. Das Besitzrecht an der Hütte war ungeklärt.
Durch die laufenden Gebietsspeeren der englischen Besatzungsmacht
hatte der Hüttenpächter Weichsler fast keine Einnahmen.
1950 erfolgte schließlich die offizielle Rückgabe der Winterleitenhütte
an die Naturfreunde Ortsgruppe Judenburg.
Nach dem Abzug der Besatzungsmächte aus Österreich im Jahre 1955 wurde der notwendig gewordene
Hüttenzubau in Richtung Kreiskogel mit ausschließlich freiwilligen Helfern in Angriff genommen.
Viele Aktivitäten prägten die folgenden Jahre , so wurde unter anderem die Drei-Lärchen-Abfahrt für die
Wintersportler erschlossen, das Zuwachsen des kleinen Winterleitensees durch das Abdämmen des hinteren
Abflusses vermindert und eine Panoramatafel am Kreiskogel anlässlich der 60-Jahr-Feier (1964) angebracht.

 

Am Ostermontag, dem 19 April 1976, wurde auch die zweite Winterleitenhütte ein Raub der Flammen.
Die Brandkommission stellte einen Schwelbrand fest.
Der Ausschuss beschloss sofort den Bau einer neuen Hütte.
Nach den Plänen von Stadtbaudirektor Dipl.Ing. Mixner
und mit Unterstützung der Stadtgemeinde Judenburg
errichtete die Baufirma Felice am Nordufer des Kleinen Winterleitensees das dritte
Winterleitenschutzhaus , das am 1.Juli 1978 eröffnet wurde.
Zu den 9 Zimmern mit 27 Betten wurde 1991 in freiwilliger Arbeit
ein 10-Betten-Lager mit Waschgelegenheit geschaffen.

 

Unter der Obmannschaft von Alexander Meinx (1982-2003)
wurden unter anderem 15 Jahre lang Urlaubsfahrten nach
Umag und 20 Jahre Wander-und Kletterfahrten nach Südtirol durchgeführt.
Wanderwarte waren bei diesen Fahrten Manfred Schober und Fritz Ofner.
Aber auch zahlreiche Schi- und Firngleiterbewerbe sowie Kletterkurse für Kinder fanden statt.
Eine besondere Herausforderung für Meinx als Hüttenwart war
aber der Neubau des Winterleitenhauses.
Zur Zeit werden von „Johnny“ 60 Schlitten auf der Winterleitenhütte
verwaltet und gewartet.
Diese Schlitten können von Besuchern der Winterleitenhütte ausgeliehen
und beim Gasthaus Schmelz abgegeben werden.
So ist der langjährige Betriebsrat und Gemeinderat auch noch in seiner Pension
mit „seinem“ Winterleitengebiet und den Naturfreunden verbunden.
1988 erfolgte mit Hilfe des Bundesheeres und der Stadtgemeinde Judenburg der Ausbau
und die Asphaltierung der Zufahrtsstraße von der Schmelz zum Parkplatz des Winterleitenhauses.
Als weiter Attraktion wurde schließlich 1993 , unterstützt vom
ASKÖ und von der Stadtgemeinde Judenburg
unterhalb der Hütte eine Naturrodelbahn errichtet, die vor allem sportlichen
Ereignissen, aber auch geübteren Durchschnittsrodlern dient.
Die überwiegende Zahl der Rodelbegeisterten nutz die neu errichtete Straße, und etliche
Rodler nehmen das Schlittenservice von „Johnny“Meinx in Anspruch.
1994 wurde am 17. und 18. September das 90-Jahre-Bestandsfest auf der Winterleitenhütte gefeiert .

Umgeben von prachtvollen Bergseen und mehreren Zweitausendern der Seetaler Alpen galt
und gilt auch das neue Winterleitenhaus als idealer Ausgangspunkt für Wanderungen,
Berg- und Schitouren . Wesentliche Hilfe dabei sind Markierungen ,
ursprünglich unterstütz von der ehemaligen
Baufirma Felice und in den letzten Jahren con Dr. Peter Felice immer instand gehalten.
Das Fehlen von Liftanlagen- mit Ausnahme des „Rotterliftes“ im „Sterngass`l“ von den frühen
Fünfzigerjahren bis in den späten Siebzigerjahre- ,trug wesentlich
zum Erhalt der unverfälschten Natur und zum alternativen
Tourenschielauf bei, erschwerte aber zugleich eine problemlose
und ökonomische Bewirtschaftung des Winterleitenhauses.
Denn trotz der Naturschönheiten, der neuen Straße und der Rodelmöglichkeiten wäre es den verschiedenen
Pächtern der Winterleitenhütte und letztendlich den
Naturfreunden Judenburg ohne Unterstützung
der Stadtgemeinde Judenburg und des Landesverbandes nicht gelungen,
über manche finanzielle Kippe hinweg zu kommen.
Diese Herausforderungen eines effizienten Gasthaus- und Hüttenbetriebes und den notwendig
gewordenen Investitionen wird sich auch der neue Vorstand in verstärktem Maße widmen.
Das Jahr 2003 brachte nach einigen Jahren der Suche nach
geeigneten Mitarbeitern einen neuen „Aufbruch“,
geänderte Strukturen sowie eine Blut-und Ideenauffrischung,
vor allem aber neue Aktivitäten im alten Geiste der Naturfreunde.
Möge die Ortsgruppe Judenburg ihr 2. Jahrhundert engagiert
fortsetzen und weit in das 3. Jahrtausend hinein
Ihre Ideen und Grundsätze treu bleiben.

 

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Familie Wieser

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